„Heilung ist das Umarmen dessen, was man am meisten fürchtet.
Heilung ist das Öffnen dessen, was verschlossen war,
das Weichwerden dessen, was zur Blockade verhärtet war.
Heilung besteht darin, zu lernen, (und) dem Leben zu vertrauen.“
Jeanne Achterberg (1942 bis 2012) - amerikanische Professorin für Psychologie.
Wie geht man damit um, wenn das Leben einem schon mit den ersten Atemzügen mit der anderen Polarität bekannt macht? Sekunden-Tod. Und Wiederkehr.
"Ich war kurz drüben und hab Hallo gesagt. Die haben mich aber zurück geschickt!"
So soll ich als knapp Zweijährige mitten hinein ins Gespräch bemerkt haben, als sich meine Mutter und Großmutter am Kaffeetisch über meine Geburt unterhielten. Ob ich an dieses Vorkommnis im Frühjahr 1964, passenderweise zu Ostern, wirklich eigene Erinnerungen habe oder sie eher aus den wiederholten Erzählungen meiner Großmutter sowie später meiner Mutter stammen, kann ich nicht trennen.
Der Verlauf meiner (Wieder)Geburt bescherte mir seinerzeit, also im Mai 1962, rund sechs Wochen auf der Neugeborenen-Intensivstation des St. Anna-Hospitals in Köln-Lindenthal. Die Schwestern versorgten mich mit der abgepumpten Milch meiner Mama, die von der in Lindenthal wohnenden Oma täglich von der Gleuelerstraße in die Herderstraße rübergetragen wurde. Ansonsten wurde ich quasi aus dem Stand emotionale Selbstversorgerin, wie ich rückblickend erkenne.
In meinem bislang 60jährigen Leben bin ich dem Tod noch viele Male begegnet: war auch für Menschen, Tiere und Projekte oft das letzte Geleit. Man kann an solchen Erlebnissen still leiden, verzweifeln, sich damit zum Therapeuten begeben oder zum Schamanen. Oder sie als "gottgegeben" annehmen. Irgendwie ist mir Letzteres gelungen. Damit wurden sie zu ersten wesentlichen Pflastersteinen auf meinem Lebenspilgerweg. Mitsamt der lebenslänglich folgenden Problem- und Lernsteine entstand so unter meinen Füßen ein mäandernder Pfad des Veränderns, des Entwickelns, des Wachsens, des Vollendens. In diesen Tagen und Wochen der coronalen Umwälzungen bin ich immer noch ganz bei mir. Und fühle mich irgendwie zu Hause im Wandel, in der Transformation.
Spontan recherchiere ich zum St. Anna-Hospital in Köln-Lindenthal: Und finde dieses gleich-gültige Werden und Vergehen auf einer Ebene in der Geschichte des Hausen wieder ... es wurde mir also wahrlich in die Wiege gelegt. Wieder schließt sich ein Kreis des Verstehens meines So-Seins in der Welt - und eröffnet einen neuen. Ich bin zutiefst berührt ... http://www.sh-st-anna.de/ueber-uns/unsere-historie/
Ich konnte zwar bereits mit eineinhalb Jahren frei sprechen, stand jedoch erst als Zweieinhalbjährige wirklich sicher auf eigenen Beinen. Sogleich erwachte meine Pilgerlust.
So war ich mit Begeisterung im Stadtwald von Köln-Lindenthal (meinem Geburtstadtteil) unterwegs, meist in strapazierfähige Jeans-Latzhosen oder meinen geliebten dunkelblauen Adidas-Trainingsanzug verpackt, stromerte ich mit Vorliebe jenseits der vorgeplanten Wege durch's Gestrüpp!
Und meine lebenskluge Großmutter Frida ließ mich gerne gewähren, weil sie früh erkannte, was mir wesentlich war, was mich glücklich machte. Dazu gehörte auch meine Leidenschaft für's Geschichtenerzählen, die sie durch ihr bestärkendes Zuhören förderte. Und meine daraus folgende Begeisterung für Bücher unterstützte sie durch ihr regelmäßiges Vorlesen: was mich natürlich animierte, selbst lesen zu lernen (konnte ich mit knapp fünf Jahren).
Doch es brauchte einige (Um)Wege und Lernerfahrungen, bis ich diese drei natürlichen Ausdrucksformen als wertvoll erkennen, als mir zugehörig annehmen und auch wirklich in mein (Business)-Leben integrieren konnte.
Meine Phoenix-Jahre von 2004 bis 2012 waren ein sehr vielfältiger Lebenslernweg, oder Lebenspilgerweg - wie ich ihn heute bezeichne. In meinem Sabbatical 2019 nahm ich mir selbst noch einmal bewusste Zeit, meinen weit verzweigten Werdegängen nachzuspüren.
Ungeplant verlängert durch die coronalen Umwälzungen in 2020 und 2021 schaue ich tagtäglich erneut hin und gewinne wertvolle Erkenntnisse!
Im Alter von 9 Jahren begann ich in Mokassins anderer Menschen zu laufen. Es waren weibliche wie männliche, und sie waren nicht nur bildlich betrachtet einige Nummern zu groß für meine kindlichen Füße. Diese Mokassins gehörten eigentlich meiner Mutter und meinem Vater.
Meine Wege in ihnen führten mich regelmäßig zum einen oder anderen Elternteil, um ihre bzw. seine Sicht des Lebens und der gegenwärtigen Herausforderungen kennenzulernen, und neutrale Resonanzgeberin zu sein. Danach begannen meine mediativen Botengänge, die wechselseitiges Verständnis, Problemlösung und schließlich Versöhnung und Familienfrieden zu Folge haben sollten.
Es glückte über viele Jahre, immer wieder, allerdings letztlich ohne Nachhaltigkeit. Vor allem, weil wir noch ein schuhloses Familienmitglied namens Alkohol im Team hatten. Was für mich eine intensive Ausbildung meiner natürlichen Gaben, und immer deutlicher auch das Erkennen, Annehmen und Schützen meiner Grenzen, mit sich brachte.
Raum für mein Mädchenkind gab es in dieser intensiven Zeit besonders im Schutzfeld meiner geliebten Großmutter Frida, die ihre Mokassins stets selbst trug. Und sie lehrte mich sehr früh die Liebe zu Büchern und die heilsame Kraft der Natur, um unabhängig meine Selbstverbundenheit zu stärken. Für dieses Geschenk bin ich ihr bis an mein Lebensende zutiefst dankbar.
Mit 17 Jahren beendete ich den Botschafterinnen-Lehrgang. Verlies mein Elternhaus. Zog mutig ins erwachsene Leben. Die Ehe meiner Eltern trennte sich drei Jahre später endgültig. Meinen Vater verabschiedete ich 1984 nach einem Unfall über den Regenbogen. Meine Mutter blieb ich nah, begleitete sie eng bis zu ihrem Tod in 2012.
Damit endete auch meine fruchtbare Weiblichkeit. Wirklich gleichzeitig. Auf den Tag genau war ich in der Menopause: am 26. September 2012. Womit ich verstehe, dass mir wohl auch dieses Thema in die Berufungs-Wiege gelegt wurde.
Ich entscheide über den Kontext.
Und schreibe daraus meine Lebenserinnerungen: die ich Memographie nenne!
In meiner persönlichen Rückschau und Biographiearbeit erkenne ich meine besondere Verbindung zu Menschen in der Lebensmitte: in körperlichen und seelischen, familiären und beruflichen Wandlungsprozessen und Wechseljahren.
Mein Vater war zu Beginn meiner kindlichen Einsätze 44 Jahre, meine Mutter 48 Jahre alt. Auch meine Clientinnen und Clienten sind selten jünger, seit ich als Beraterin und Mentorin arbeite.
Und bevor ich mich 1994 selbständig machte, fungierte ich in allen beruflichen Positionen und Stationen stets als die vertraute Gesprächspartnerin meiner älteren KollegInnen und Führungskräfte: War Geheimnisträgerin, Sparringpartnerin und Versöhnerin, auch weil ich spielerisch die Perspektiven wechseln konnte, ohne meinen unabhängigen Standpunkt zu verlieren.
Es standen in den vergangenen 59 Jahren schon viele Mokassins vor meiner Tür :-)
Meinen gesamten, sehr facettenreichenreichen Werdegang zu ergründen, ihn mit allen Etappen und Erfahrungen anzunehmen: Darin bestand 2019 meine Transformation. Es war die übergeordnete Aufgabe meines Sabbaticals. Ich habe verstanden, dass ich nur so wirklichen inneren Frieden schließen und loslassen kann, was ausgelebt ist.
Nur so kann ich meine Schatzkiste mit dem mir jetzt Wertvollen füllen, dem was bleibt.
So weiß ich die Freiheit der Wahl, wohin meine weitere Lebensreise gehen kann, wahrlich zu schätzen.
Ich erfülle meinen derzeitigen unternehmerischen Namen als DIE LEBENSPILGERIN mit tiefem Sinn. Und gehe weiter, bin wahrhaftig im Wandel. Großmama Frida's Leitsatz geleitet mich sicher als Kompass: "Der Weg entsteht, in dem ich ihn gehe!"
BUEN CAMINO :-)
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